Dem eigenen Vater Englisch beibringen

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crumblycrumble
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Dem eigenen Vater Englisch beibringen

Beitrag von crumblycrumble »

Liebe Community,

heute hat mein Vater mich gebeten, ihm Englisch beizubringen. Für mich wäre das sowohl vom Skill als auch von der Motivation her kein Problem,
aber ich weiß noch nicht so wirklich, wie ich mit dem Unterricht anfangen soll. Ich hatte vor, so anzufangen, wie ich es in der 5. Klasse gelernt habe, aber ich weiß nicht mehr wirklich, mit welchen Themen man eingeführt wurde etc.

Vorgesehen sind 1-2 Stunden täglich, je nachdem wieviel Zeit wir haben.

Ich habe vor mit Grundschulkram wie "My name is", "I like ..." usw. anzufangen und dann langsam weiter zu Dingen wie zum Beispiel dem Unterschied zwischen "a" und "an"

Hättet ihr mehr Themen, mit denen Ich anfangen könnte? Unterrichtsmethoden? Tipps von Lehrern oder generell Leuten, die schonmal jemandem Englisch beigebracht haben?
Sollte ich ihm vielleicht ein Arbeitsheft oder sowas kaufen?

mfg Lucas :)




tiorthan
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Re: Dem eigenen Vater Englisch beibringen

Beitrag von tiorthan »

Die erste Frage, die ich als Tutor meinen Schülern gestellt habe war: Warum möchtest du Englisch lernen? Was ist dein Ziel?
You're never too old to learn something stupid.
MistakeSuggestionYou sure that's right?

crumblycrumble
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Re: Dem eigenen Vater Englisch beibringen

Beitrag von crumblycrumble »

Das wäre eine gute Einführung, und dann?^^

tiorthan
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Re: Dem eigenen Vater Englisch beibringen

Beitrag von tiorthan »

Es ist nicht einfach, jemandem eine Sprache beizubringen und das Modell "Schulunterricht" ist eigentlich ziemlich ungeeignet. Der Schulunterricht ist so wie er ist, weil die Schüler einerseits auf "alles Mögliche" vorbereitet werden müssen und zum anderen weil der Unterricht für "jedermann" gemacht sein muss.

Im 1-zu-1-Unterricht mit Erwachsenen ist das völlig anders. Der Schüler hat ein Ziel und das bestimmt, was er eigentlich können muss.

Nehmen wir die beiden Extreme "Mündliche Kommunikation" und "schriftliche Übersetzung" mal als Beispiel:

In einer Unterhaltung muss man sehr schnell verstehen und Sprache produzieren können. Das heißt, Grammatikregeln und Vokabellisten sind unnütz, dafür hat man im Gespräch keine Zeit. Stattdessen muss beides "aus dem Bauch heraus" passieren. Wie kann man das lernen? Die Fähigkeit eine Sprache aus der Kommunikation heraus zu erlernen ist dem Menschen angeboren. Kinder können eine Sprache aus der unstrukturieren Kommunikation heraus erlernen. Das liegt wahrscheinlich daran, dass sich die verschiedenen Konzepte des Denkens erst entwickeln. Gleichzeitig erkennt das Kind die Kommunikationsmuster, die zu den neu entwickelten Konzepten gehören. Wenn diese Entwicklung abgeschlossen ist, muss sich auch der Unterricht verändern. Einem Erwachsenen kann man keine unstrukturiere Kommunikation präsentieren sondern die Kommunikationsmuster müssen von einem Lehrer vorausgewählt werden.
Ein Beispiel: Ich habe an der Uni Französisch gelernt. Meine Lehrerin (eine Muttersprachlerin) hat den gesamten Unterricht auf französisch gehalten. Unsere Lehrerin hat dabei bei uns die Etappen der Sprachentwicklung eines Kindes nachvollzogen, indem sie uns zunächst einzelne Begriffe präsentierte, dann Zweiwortsätze, Dreiwortsätze, etc. Das Niveau der Kommunikationsfähigkeit war in diesem Kurs bereits nach einem Jahr enorm. Wir konnten fließende Konversationen halten, so weit sie sich innerhalb des gelernten Vokabulars hielten. In Unterhaltungen mit Muttersprachlern war es sogar möglich, die Themenbereiche, die wir im Unterricht behandelt hatten, zu verlassen und auch unbekannte Worte unseres Gegenübers in unsere eigene Kommunikation einzubauen. Obwohl wir nie eine formale Grammatikausbildung hatten, konnten wir größtenteils korrekte Formen benutzen. Dabei traten natürlich auch typische "Kinderfehler" auf, wie falsch regelmäßige Formen, falsch unregelmäßige Formen, aus kulturellem Unwissen falsch verwendete Worte, etc.

Schriftliche Übersetzung erfordert, dass man Inhalt, Tonfall, rethorische Mittel und kulturelle Eigenheiten aus einer Sprache in eine andere überträgt. Im Ausgleich dafür hat man vergleichsweise viel Zeit für die Analyse. Da es auf Exaktheit in der Formulierung ankommt, muss man ein sehr gutes theoretisches Verständnis der Grammatik haben. Ein großes Vokabular ist besonders wichtig, da jeder Blick ins Wörterbuch auch Zeit kostet. Solche Übersetzungslisten lernt man am besten so, wie man es vom klassischen Vokabellernen kennt. Man entwickelt dadurch zwar nur sehr langsam ein intuitives Verständis der Wörter, aber das spielt in diesem Fall auch keine große Rolle. Die reine Anzahl an lernbaren Vokabeln pro Zeiteinheit ist auf diese Weise sehr viel größer.

Meine Eingangsfrage zielt darauf ab, herauszufinden, wo ich den Schüler zwischen diesen beiden Extremen einordnen muss.
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crumblycrumble
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Re: Dem eigenen Vater Englisch beibringen

Beitrag von crumblycrumble »

Vielen vielen Dank, tiorthan. Ich werde mal versuchen, das wie deine ehemalige Lehrerin anzugehen. :)

Mein Vater will eher das Sprechen lernen weil er schriftliches Englisch nicht wirklich braucht, also halt ich mich mal ans Mündliche. Wenn ich das Englisch auch ausserhalb der geplanten Lernzeiten miteinbringe, macht er sicher schnelle Fortschritte.

Nochmal danke für deine Hilfe. :)

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