Will + Going to - mal wieder unbegreiflich

Alles zur englischen Grammatik.
How to deal with English grammar.
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Sheera
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Will + Going to - mal wieder unbegreiflich

Beitrag von Sheera »

Hallo, 
Ich habe wieder mal eine Übung zum obigen Thema, wo ich die Buchlösung nicht verstehe:
1. Anthonys furneral ---- will ----- take place on tuesday.
> Ich hatte "going to", was aber falsch sein soll. Das sind aber doch feststehende Pläne. Klar, kann immer was dazwischen kommen (ist ja IMMER möglich) aber warum ist meine Lösung hier falsch? Oder sind beide möglich? Wer / wonach entscheidet das überhaupt?
2. He doesn't have time today. He--- will --- talk to her tomorrow. 
> genaue das Gleiche: Ich hatte "going to". "He" ist Detektiv, der die Frau zum Mord verhören will. Da war das für mich ein feststehender Plan. Ich sehe das "will" hier nicht ein, oder besser gesagt, warum nicht beides richtig wäre.
Es gab hier noch eine andere ähnliche Sache, wo "going to" richtig war: Hudson is going to talk to Stella later today. > Hier war es also richtig. Warum denn nicht auch bei Frage 2? Nur weil es hier am gleichem Tag stattfinden soll und bei Frage 2 am nächsten, wo was dazwischen kommen kann? 
Das ist so gemein, und ich verstehe das nicht. Bitte klärt mich da mal auf. Danke und liebe Grüße
Sheera
 
  




tiorthan
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Re: Will + Going to - mal wieder unbegreiflich

Beitrag von tiorthan »

Ganz kurz vorher, natürlich lässt sich grammatisch in allen Sätzen auch "going to" benutzen. Aber es gibt Gründe, warum das in diesen Sätzen nicht die "richtige" Entscheidung ist. Going to würde die Bedeutung auf eine Art verändern, die nicht durch die Informationen abgedeckt sind, die aus der Aufgabenstellung erkennbar ist.

Dein "Fehler" ist im Grunde, dass du selbst zusätzlich Annahmen getroffen hast, die nicht vorgegeben waren.
Sheera hat geschrieben: > Ich hatte "going to", was aber falsch sein soll. Das sind aber doch feststehende Pläne.
Ja aber nein  :wink:

Leider machen Grammatikerklärungen es sich immer sehr einfach. Es wird gesagt, "going to future wird benutzt um einen Plan auszudrücken".

Die Wirklichkeit ist aber etwas komplexer und man kann sie etwas erkennen, wenn man sich die anderen Anwendungsbereiche des going-to Future ansieht.

Das going-to Future wird benutzt für:
  • festehende Pläne
  • Vorhersagen auf Grund von Evidenz
  • Dinge die nicht mehr verhindert werden können.
Man könnte diese drei Dinge zusammenfassen als "Dinge die der Sprecher zum Sprechzeitpunkt als die bereits feststehende Zukunft betrachtet".

Nun könntest du sagen: Ja gut, die beiden letzten Verwendungen passen zu dieser Zusammenfassung, aber Pläne sind ja nicht unvermeidbar.

Das ist richtig, und genau deshalb benutzt man nicht immer das going-to Future, nur weil das Ereignis geplant ist.

Einen Plan kann man als "Festlegung der Zukunft" betrachten. In dem Moment wo ich den Plan als für mich (oder das Subjekt des Satzes) als zutreffend darstellen will, blende ich die Unsicherheit der Realität in gewisser Weise aus, ich stelle mich als Sprecher praktisch auf den Standpunkt, dass das geplante Ereignis die tatsächliche feststehende Zukunft ist.

In deinem Satz fehlt aber der Kontext, der uns vermuten lassen müsste, dass der Sprecher sich den Plan auf diese Art zu eigen macht. Der Satz selbst ist einfach nur eine allgemeine Beschreibung einer zukünftigen Handlung, die nur zufällig eben auch eine geplante Handlung ist.

Ich hoffe es ist verständlich, was ich hier ausdrücken wollte.
He doesn't have time today. He--- will --- talk to her tomorrow.
> genaue das Gleiche: Ich hatte "going to". "He" ist Detektiv, der die Frau zum Mord verhören will. Da war das für mich ein feststehender Plan.
Der Grund für das "will" liegt hier in dem Kontext, der durch den ersten Satz geschaffen wurde. Im Kontext des ersten Satzes gesehen, ist der zweite kein Plan mehr sondern nur noch ein mehr oder weniger verbindliches Vorhaben.
Hudson is going to talk to Stella later today. > Hier war es also richtig. Warum denn nicht auch bei Frage 2
Hier fehlt so ein Kontext und daher ist das eben ein Plan.
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Duckduck
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Re: Will + Going to - mal wieder unbegreiflich

Beitrag von Duckduck »

Hallo Ihr Beiden!

@tiorthan: Dolle Erklärung, ich danke Dir dafür!!!! :freu: :freu: :freu:
@Sheera: Ich kenne Dich nicht, aber ich sehe Dein verzweifeltes Gesicht  :shock:  direkt vor mir, auch wenn tiorthans Erklärung völlig plausibel ist: "Wie soll ich denn solche Überlegungen jemals innerhalb eines Gespräches zu Ende gedacht bekommen, bevor der Andere gegangen/eingeschlafen/sonstwas ist?"
Und zum Glück kommt uns da die Realität der Kommunikation zu Hilfe. Die ist nämlich in aller Regel keine schul-ähnliche Test- und Abfragesituation. Hier sollst Du zeigen, dass Du die "Regeln" verinnerlicht hast und anwendest - schwer genug, wie sich zeigt... :roll: 
Aber wenn Du Dich unterhältst, wird der Bedeutungsunterschied gerade bei den Futur-Formen seltenst für erhebliche Missverständnisse sorgen, da kannst Du sicher sein.
Also, Kopf hoch und immer dran denken: Alles wird gut!!! :prost: 
Grüße
Duckduck
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Sheera
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Re: Will + Going to - mal wieder unbegreiflich

Beitrag von Sheera »

Ganz lieben Dank mal wieder ein Euch beide!  :freu:
Und Bingo- genau das Gesicht, was Du Dir vorstellst, Duckduck, habe ich auch jetzt.  :redface: 
In deinem Satz fehlt aber der Kontext, der uns vermuten lassen müsste, dass der Sprecher sich den Plan auf diese Art zu eigen macht. Der Satz selbst ist einfach nur eine allgemeine Beschreibung einer zukünftigen Handlung, die nur zufällig eben auch eine geplante Handlung ist.
Das lerne ich nie! Und ich lerne es nie zu unterscheiden! Wie können das die Engländer selber dann bloß richtig auswählen? Aber vielleicht ist es ja da so wie bei uns, wo 95% der Leute (auch sehr Hochstudierte) die Verwendung von "wie" und "als" nicht unterscheiden können. Da beiße ich wenn ich höre: "Ich bin größer wie Du" auch immer ins Kopfkissen. Aber es scheint niemanden heute mehr zu stören und aufzufallen. 
Ok, das heißt dann in der Praxis mit wenig Zeit im Gespräch etwas zu sagen: Bei sowas liege ich mit "going to" richtiger, und kann hoffen, daß man das nicht merkt.  :D :wink:
Danke nochmal. 
Ich traue den Antworten aus den Büchern ja auch nicht immer, schon weil die nichts dazu als Begründung geben. 
Heute sollte man in einer Übung "richtig" oder "falsch" bei Sätzen ankreuzen. 
Da kam der Satz: Hudson thinks Elvira is a good driver. Die Frau fährt wie sau, hat aber bisher nie einen Unfall gehabt. Aber woher soll ich denn wissen, was der Mann über die denkt? :| Na wenigstens hatte ich richtig geraten  :lol:.
Und dann hatte ich heute eine Sache, ok, das ist jetzt keine Grammatik, aber ich möchte deshalb keinen neuen Thread aufmachen: 
Was meint man mit "Brake"
a) hurry up
b) slow down.
Ich habe Letzteres =b genommen. Und das war laut Buch falsch!! :( :( 
"Brake" heisst doch Pause, bremsen, wie kann denn a richtig sein? Entweder hat das Buch da einen Fehler oder ich bin sau doof. :redface:  
 

 

Duckduck
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Re: Will + Going to - mal wieder unbegreiflich

Beitrag von Duckduck »

Liebe Sheera!
Tapfer immer weiter machen, was anderes kann ich nicht raten. Aber in diesem Fall ist kein erhebliches Missverständnis zu erwarten, wie gesagt. :jo: :freu:
Und zu Deiner letzten Frage kann ich nur sagen, da spinnt das Buch wohl. Du hast die völlig richtige Erklärung selber gegeben. Immer leider eine winzige Einschränkung dabei, dass wir den Kontext nicht kennen, denn die Aufgaben beziehen sich ja wahrscheinlich auf den Text. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass das da irgendwie sarkastisch/ironisch gemeint sein könnte, so etwa:
A: Oh look, the gangsters are following us. They're coming closer. What should I do?
B: Brake, why don't you?!

Schönen Sonntag noch,
Duckduck :prost:
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tiorthan
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Re: Will + Going to - mal wieder unbegreiflich

Beitrag von tiorthan »

Sheera hat geschrieben: Wie können das die Engländer selber dann bloß richtig auswählen?
Das Problem ist das Nachdenken. Wenn man darüber nachdenken muss, was richtig ist, dann könnten das auch die meisten Muttersprachler nicht.

Aber wenn man etwas sagen will, dann macht das Gehirn das ganz alleine.

Das zweite Problem sind aber die Grammatik-Regeln selbst. Diese Regeln gibt es eigentlich nicht wirklich, sondern als Linguisten gucken wir uns an, wie die Sprecher der Sprache die Sprache verwenden und dann "erfinden" wir Regeln, mit denen man Sätze formulieren kann, die so strukturiert sind wie die Sprecher es auch machen würden.

Die Sprecher der Sprache haben immer Recht (von individuellen Fehlern mal abgesehen). Es sind vielmehr die Regeln der Sprache, die unvollständig sind, vor allem die Regeln, die beim Sprachenlernen beigebracht werden, denn wenn du dir mal ansiehst, wie komplex die Grammatikbeschreibungen in der Linguistik eigentlich sind, die würde man oftmals nicht wiedererkennen.

Aber ich wollte damit eigentlich zum Ausdruck bringen, dass ich Lückentexte nicht besonders mag, denn sie stellen keine Aufgabe dar, die man in der Praxis jemals braucht. Was man können muss sind zwei Dinge:
  • Man muss aus einer Aussageabsicht einen Satz bilden können, der diese Absicht ausdrücken kann.
  • Man muss aus einem Satz, den man liest oder hört, die Aussageabsicht entschlüsseln können.
Aber ein Lückentext verlangt von dir, dass du aus einem unvollständigen Satz die Aussageabsicht erraten musst, um dann anschließend zu gucken, wie man die erratene Aussage dann rekonstruiert.

Und dann kommen eben solche Probleme dabei heraus, wie du sie hier hast, nämlich dass du beim Erraten der beabsichtigen Aussage falsch liegst. Denn genau das ist dein Problem hier. Es ist nicht die Sprache selbst, sondern die Aufgabe.
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Sheera
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Re: Will + Going to - mal wieder unbegreiflich

Beitrag von Sheera »

Danke! Ihr sprecht mir aus dem Herzen!
Beruflich habe ich nun mit Engländern zu tun, und mit einem Ami. Natürlich schaue ich auch amerikanische Filme im Originalton. Und ich muss peinlicherweise sagen (obwohl in GB so liebe!): Ich verstehe die Amis viel besser. Sie reden (und das ist jetzt übertrieben gemeint :wink: ) eher so wie ich englisch rede. Ich meine sie "rollen" die Wörter nicht so wie die Engländer es tun. Nur leider nützt mir das ja wenig, da ich die Engländer verstehen muss, wenn ich da bin, und dann jedes Mal doch eine Zeit lang überlege, was sie mich da eigentlich genau fragen/ sagen. Und ich muss dann grammatisch richtig antworten, und die richtigen Vokabeln wählen. Das dauert und überfordert mich auch jedes Mal. 
Meine Bücher und Texte sind ja das Einzige, was ich zum lernen habe. 
Ich bin mir ziemlich sicher, daß da Fehler wegen Neuauflagen (Streichungen , neuen Wörtern) reingekommen sind. Manchmal stehen in den Lösungen auch Wörter, die gar nicht im Auswahlfeld der Aufgabe waren. 
Es ist aber immer das Problem, wenn ich im Buch nicht erklärt bekomme, warum die betroffene Antwort richtig ist. 
Denn nur so begreife und lerne ich ja. 
Und das Gemeine ist ja auch immer, wenn es 2 mögliche Lösungen gibt, sie aber nur eine nennen, die ich nicht habe. 
Daher bin ich ja immer so froh, hier fragen zu können. 
Lieben Dank nochmal!
Viele Grüße

Sheera

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