Zeiten erklären in der Nachhilfe

Alles zu den englischen Zeiten im Aktiv und Passiv.
Questions on tenses (Active and Passive).
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Honigbienchen
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Zeiten erklären in der Nachhilfe

Beitrag von Honigbienchen »

Hallo ihr Lieben,
habe mal eine Frage, bei der Ihr mir hoffentlich weiterhelfen könnt:
Ich bin Studentin und gebe zur Zeit Nachhilfe in Englisch, 8. Klasse. Das Problem sind vor allem die Zeiten, er kommt immer wieder durcheinander und ihm ist nicht klar, wann er welche Zeit verwenden muss. Wir haben auch schon zusammen MindMaps für die jeweiligen Zeiten erstellt, aber selbst wenn diese neben ihm liegen kommt er oft durchander..wobei ich mir nicht sicher bin, inwieweit da ein Konzentrations- bzw. Lustlosigkeitsproblem da nich auch ne Rolle spielt...

Wie kann ich die Zeiten anschaulich und verständlich erklären, was habt ihr für Erfahrungen gemacht?

Danke euch:)




Duckduck
Anglo Master
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Re: Zeiten erklären in der Nachhilfe

Beitrag von Duckduck »

Hi Honigbienchen und willkommen im Forum! :)

Jau, eine unendliche Geschichte: Schüler und die Zeiten im Englischen ... :shock:

Um welche Zeiten handelt es sich bei Deinem Schüler? Hat er schon alle gehabt, oder ist es - mal wieder - der Unterschied in der Verwendung von Present Perfect und Past Tense zum Deutschen? Oder hat er auch generell Schwierigkeiten zu entscheiden, ob Zukunft, Gegenwart oder Vergangenheit.

Worauf ich hinweisen muss: manchmal hat so ein junger Mensch auch im Deutschen eine so unklare Vorstellung von der Existenz verschiedener Zeiten (v.a. in der Vergangenheit), ganz zu schweigen von ihrer Verwendung, da hast Du keine Chance, wenn Du ihm das Englische, das da dann ja auch noch abweicht, beibiegen willst.

Ich mache meinen Schülern immer erstmal klar, in welcher Zeit sie eigentlich in der Regel im Deutschen über Vergangenes erzählen: nämlich im Perfekt. Da bringst Du ihn hin, indem Du ihn bittest, Dir zu erzählen, was er letztes Wochenende gemacht hat: (merke: auch wir Lehrererlein stellen die Frage ja mittlerweile nur noch im Perfekt). Dann sagt er vielleicht:
Ich bin zu meinem Kumpel gefahren und wir haben gegrillt und Alster getrunken. :prost:

Dann kannst Du ihm den Satz mal im Präteritum vorhalten und ihn fragen, ob er so sprechen würde und ob er so andere Leute sprechen hört. Nee, wird er wohl sagen.
Siehst Du, kannst Du dann antworten, das ist eine andere Zeitform, die aber auch Vergangenes beschreibt und es gab Zeiten, da hat man auch im Deutschen einen inhaltlichen Unterschied gemacht zwischen dieser Zeit (Vergangenheit/Präteritum )und der, in der Du jetzt sprichst (vollendete Gegenwart/Perfekt). Aber das ist vorbei, jetzt wird diese Zeit (Präteritum) im Deutschen fast nur noch in der Literatur verwendet als ganz verbreitete Erzählzeit bei Romanen usw.

Vielleicht kopierst Du einen Auszug aus einem Roman, der im Präteritum geschrieben ist - wenn möglich, etwas, was ihn interessieren könnte - und liest den mit ihm - wir reden immer noch vom Deutschen! Lass ihn dann mal die Verben raussuchen und ins Perfekt setzen, indem Du ihn bittest, die Geschichte so zu erzählen, wie er eben vom letzten Wochenende gesprochen hat. Da wird er vielleicht mal durcheinander kommen, erkläre ihm die Sache mit den Stammformen und wofür sie da sind, dass er sie im Deutschen nur deshalb nicht kennt, weil er die Sprache nicht über die Grammatik sondern durch Imitation gelernt hat. Gib Beispiele, wie Kleinkinder falsche Zeiten bilden, indem sie falsch ableiten und abstrahieren:

ich weine - ich weinte - ich habe geweint
ich lache - ich lachte - ich habe gelacht
ich gehe - ich *gehte - ich habe *gegeht

Damit bekommt er - hoffentlich - mit einiger Zeit ein Gefühl dafür, dass es die unterschiedlichen Zeitformen überhaupt gibt. Sollte er bereits auch das Plusquamperfekt haben, lass es hier noch außen vor, das bringt gar nichts, wenn Du zuviel auf einmal versuchst.

Dann lass ihn kurze Geschichten erzählen im Perfekt, was ihm vertraut ist. Und im Präteritum, was ihm komisch vorkommen wird.

Wenn Du das Gefühl hast, dass er sich sicher ist, wo der Unterschied der beiden Zeitformen liegt, dann erst fange an, ihm die Sache mit dem Englischen zu verklickern. Das Entscheidende ist dabei, ihm klar zu machen, dass es die Unterscheidung im Deutschen zwar nicht mehr gibt, aber im Englischen eben wohl noch!


Lange Rede kurzer Sinn: Zunächst ist Voraussetzung, dass Du ihm die deutschen Entsprechungen so erklärst, dass er sieht, dass wir in beiden Sprachen zwar dieselben Zeitformen haben, sie aber unterschiedlich anwenden. Dabei wird sich wahrscheinlich herausstellen, dass er nicht sicher ist, welcher Begriff tatsächlich für welche Zeitform steht. Hier musst Du echt Zeit investieren, ihm die Namen einzutrichtern, bevor Du ihm erklären willst, wie sie anzuwenden sind.

Aber erzähl doch noch mal etwas ausführlicher, worum es sich genau handelt. Vielleicht hilft Dir meine Antwort ja noch gar nicht... :(


Grüße
Duckduck
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Honigbienchen
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Re: Zeiten erklären in der Nachhilfe

Beitrag von Honigbienchen »

Merci, für Deine schnelle und ausführliche Antwort.
Leider gehts nicht ums Present Perfect, sondern viel basaler, um Simple Present/Present Progressive/Simple Past/Past Progressive.
Schon das ist schwierig, ich hab das Gefühl es bleibt kaum was hängen..es ist ja auch nicht wichtig, dass er weiß wie die Zeit heißt, ich wünsche mir doch nur, dass er mal behalten kann wie sie gebildet und wann verwendet werden.
Sicher ist die Idee mit der deutschen Entsprechung sehr gut!
Nur fürs Progressive gibts doch keine deutsche Entsprechung...
Zudem habe ich das gefühl, ich komme nicht hinterher...Present und Past Perfect haben sie auch schon in der Schule, so weit sind wir logischerweiuse nur in der Nachhilfe noch nicht..evtl wäre so eine Erklärung dann auch zu zeitraubend?

Duckduck
Anglo Master
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Re: Zeiten erklären in der Nachhilfe

Beitrag von Duckduck »

Hi Honigbienchen,

nun, da hast Du mit einem typischen Problem zu tun, nämlich der beschränkten Zeit des Nachhilfelehrers. Trotzdem sagt meine Erfahrung mir, dass es
1. durchaus wichtig ist, den Schülern die Bezeichnungen der grammatischen Begriffe "sehr eindringlich nahezubringen" :lol:, denn jegliche Erklärung, die in den folgenden Schuljahren noch kommen wird, wird diese Begriffe verwenden. Und Du kannst sicher sein: wenn der Schüler sie nicht kennt, wird er niemals folgen können (und wollen), denn er wird einfach abschalten, wenn 3 mal hintereinander ein Begriff genannt wird, den er nicht zuordnen kann.
2. wunderbar wäre, wenn der Nachhilfeunterricht lediglich ein "Nachüben" des Schulstoffes wäre, aber Schüler, die damit auskommen würden, werden von ihren Eltern in der Regel nicht zur Nachhilfe geschickt. Und da hilft es nichts, Du weißt es auch eigener Erfahrung: wenn das Fundament wackelig ist, wird das Haus nicht stehen bleiben. Also: Natürlich nervt es, immer wieder denselben Kram zu wiederholen, aber was er jetzt nicht schnallt, das wird ihm in den nächsten Jahren immer wieder fehlen und die Löcher werden nicht kleiner, sondern immer größer.
Auf welcher Schule ist er denn überhaupt? Will er bis zum Abi machen? Wie ist er in anderen Fächern? Wie hast Du versucht, ihm den Unterschied zwischen Simple und Progressive zu erklären? Wo wohnt Ihr? Kennst Du die Verlaufsform, die z.B. im Ruhrgebiet verwendet wird?
"Et is am Räschnöön" drückt aus, dass eine Handlung gerade im Verlauf ist. Vielleicht kannst Du da ansetzen? Auch im nicht ganz gehobenen Hochdeutsch durchaus verwendet in Sätzen wie: "Ich bin am Abwaschen" usw. Zum Erklären wäre das doch wenigstens ein Anfang, oder?

Grüße
Duckduck
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